Voller Einsatz für Startups: die IHK Ulm

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Albert Schmidt

Jun 9, 2020

Kennst du schon...

Startup Ökosystem Ulm powered by IHK Ulm


Wenn man von Startups spricht, kommt einem nicht unbedingt zuerst Ulm in den Sinn. Zweifelsohne liegt Ulm für Startups strategisch eigentlich äußerst günstig, allerdings tat sich die Stadt mit Neuem in der Vergangenheit eher schwer. Das Mindset war schon immer eher konservativ und verhalten. Nicht selten schweiften Unternehmen bei ihrer Anbietersuche gerne in die Ferne zum etablierten Anbieter; sogar dann, wenn in der eigenen Stadt die gleiche oder sogar bessere Qualität von einem Startup angeboten wurde. Ein Produktmanager verriet mir einst sogar, dass man neue Produkte immer zuerst in Schwaben testete.

Wenn es hier funktioniert, läuft es überall.

So überrascht es wenig, dass Gründer aus Ulm die Stadt oft verlassen. Mit Stuttgart und München als Nachbarn bieten sich hier zwei Startup-Ökosysteme an, die die Zeichen der Zeit sehr früh erkannt haben und entsprechend um Talente buhlen. Mit großem Erfolg!

Deshalb überrascht es vielleicht auch, dass die neue Startup-Initiative „Startup-Region Ulm“ gerade von der IHK Ulm ins Leben gerufen wurde. Kann das funktionieren? Ist die Kluft zwischen der Szene und der althergebrachten IHK nicht zu groß, die Vorstellungen zu unterschiedlich?
Es hat sich herausgestellt: es funktioniert ganz wunderbar.

Als die Initiative 2017 ins Leben gerufen wurde, haben sich ein Dutzend Startups in der IHK zusammenrufen lassen, um sich das Ganze aus der Nähe anzuschauen. Eingeladen war dazu Johannes Ellenberg*, einer der bekanntesten Akteure der Startup-Szene in Stuttgart. Er berichtete von seinen Erfahrungen und gab der jungen Community wertvolle Tipps und Rat für die gemeinsame Zukunft.
In den nächsten Monaten entwickelte sich die Initiative sehr gut. Neue Startups kamen hinzu und die monatlichen Treffen wurden zu einer festen Größe in der Szene. Insbesondere für die Event-Formate hatte das Team um Michael Reichert einen guten Riecher. Das fängt von ganz praktischen Impulsen zu wichtigen Themen an, z.B. Pitch-Training oder Mentorensuche, und geht bis zum Startup-meets-Mittelstand Format, wo beide Ökosysteme in unkomplizierter Atmosphäre zusammengebracht werden. Daraus haben sich für beide Seiten zwischenzeitlich auch wertvolle Kooperationen entwickelt. Als Startup kann man sich kaum mehr wünschen!


Hier zeigt sich nämlich die Stärke einer klassischen Einrichtung, die den Sinn für die Moderne beibehalten hat. Sie kann ihre Verbindung zum Mittelstand nutzen und als Brücke zwischen beiden Welten fungieren. Die Region als Ganzes wird davon nur profitieren. Die IHK Ulm hat sich diesem Ziel verschrieben und trifft es bis jetzt auch sehr gut. Dass diese Initiative im vorsichtigen Ulm grade von einer Einrichtung wie der IHK kommt, macht Hoffnung für die Zukunft. Ulm muss sich langfristig als Startup-Ökosystem behaupten, um zwischen den beiden Riesen im Osten und Westen nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Es ist dringend notwendig, Gründern hier eine Heimat zu geben. Sicherlich muss Ulm noch Vieles aufholen, allerdings sind die Voraussetzungen gut und die eingeschlagene Richtung stimmt. Hält man das Commitment aufrecht, sollte die Szene auch weiterhin stetig wachsen.

Ich konnte mich mit Michael Reichert, Leiter des StarterCenters dazu austauschen.

Michael, was hat euch bei der IHK dazu bewegt die Initiative zu ergreifen und die Startup-Community zu gründen?

Bei der IHK Ulm gab es schon lange großes Engagement im Bereich der Gründerberatung und –Begleitung. Bereits 2001 wurde deshalb das StarterCenter gegründet. Ziel der Initiative war es vor allem, den Austausch unter den regionalen Startups sowie den Austausch zu etablierten Unternehmen und Institutionen zu fördern.

Wie sehen eure Pläne und Ziele für die nächsten Jahre aus?

Die Initiative hat sich schnell zu einer Community mit regelmäßigen Treffen sowie Aktivitäten entwickelt. Wir wünschen uns, dass wir die vielfältigen und steigenden Aktivitäten in der Region unter dem Dach der Startup-Region bündeln können und so gemeinsam mit allen anderen Akteuren in der regionalen Gründerszene die Strahlkraft auch überregional erhöhen. Insbesondere an den Hochschulen und an der Uni hat sich hinsichtlich Gründungskultur in den vergangenen Jahren einiges getan. Unser Ziel ist es hier weiter gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Für Venture-Capital gehen Startups ja noch immer in die großen Städte. Macht ihr euch darüber Gedanken?


Natürlich ist die Finanzierung von Startups ein sehr wichtiges Thema. Wir haben aber gerade hier in der Region ein sehr gutes Netzwerk. Für die Frühphasenfinanzierung haben wir mit der TFU einen Partner von Startup-BW Pre Seed direkt vor Ort. VC-Fonds investieren in der Regel nicht zwingend regional, sondern eher nach Branchen. Bei der Suche nach VC-Gebern ist die Region in der sich die Akteure auf kurzen Wegen kennen sicherlich kein Wettbewerbsnachteil. Bei der IHK Ulm gibt es für das Thema Finanzierung auch einen Spezialisten, an den sich Startups selbstverständlich wenden können.

Was hast du aus der Arbeit mit Startups gelernt?

Ich war ja auch schon vor meiner IHK-Zeit durch eigene unternehmerische Erfahrungen geprägt. In der Arbeit mit Startups habe ich gelernt schneller auf den Punkt zu kommen und mit einer Idee schneller um die Ecke zu kommen. Ich sehe Fehler heute aus einer anderen Perspektive. Ich würde zwar immer noch Risiken abwägen. Manchmal sind Fehler aber günstiger als zu langes abwarten und sie bringen oft auch neue Impulse. Wichtige Impulse bringt aber auch der Austausch untereinander. Die Offenheit in der Gründerszene, sich über Tipps und Fehler auszutauschen begeistert mich besonders.

Auch Martin Deinhard, Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm, hat ein Anliegen für Startups. Seine Message dazu:

Startup-Ideen können die Welt von morgen verändern. Funktioniert die Kooperation zwischen Startups und etablierten Unternehmen, so ist dies auch ein wichtiger Faktor für Wirtschaftswachstum und Innovationen. Uns ist es ein Anliegen, Startups und etablierte Unternehmen zu verbinden. Deshalb engagieren wir uns neben unseren vielen Angeboten in der Gründungsberatung gerne in der regionalen Startupszene . Ein Erfolgsformat ist beispielsweise zweimal jährlich unser „Startup meets Mittelstand“ Event.

*Johannes Ellenbergs Buch „Der Startup Code“ bei Amazon

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