Es gibt eine Menge Gründe, warum Startups scheitern können. Die meisten Ratgeber sind naturgemäß sehr auf den Businessteil fokussiert. Was nicht sehr häufig angeschaut wird sind die persönlichen Gründe, warum Startups scheitern. Oft genug stecken sie auch als Wurzel hinter organisatorischen oder wirtschaftlichen Fehlentscheidungen, weshalb ich heute 3 dieser Fehler anschaue, die mir selbst in der Arbeit mit Startups bereits begegnet sind.
Der Höhenflug
Das Startup läuft gut an und man hat es geschafft Kunden von seinem Produkt oder seiner Dienstleistung zu überzeugen. Mit den ersten Aufträgen kommen auch die ersten Umsätze. Und natürlich auch die Freude darüber, dass man etwas geschaffen hat, das für andere Menschen wertvoll ist.
Ist der Erfolg in dieser Phase zu groß, trifft man auf eine nur allzu menschliche Eigenart: den Höhenflug.
Besonders junge, unerfahrene Gründer laufen Gefahr von ihm weggespült zu werden. Die neue Popularität und ungeahnte Gewinne auf dem Firmenkonto verleiten schnell dazu, in Euphorie zu verfallen, den Fokus zu verlieren und äußerst schlechte Entscheidungen zu treffen. Teure Autos und Urlaube, regelmäßige und ausschweifende Partys und anderer Luxus verleiten schnell dazu, die Gewinne direkt wieder auf den Kopf zu hauen.
Aber ich will hier auch eine Lanze für Gründer brechen. Ihr arbeitet den ganzen Tag und manchmal auch in der Nacht für euer Unternhemen. Ihr investiert Herzblut, Leidenschaft und am Ende euer ganzes Selbst hinein. Ihr vernachlässigt Familie und Freunde. Es gibt Entbehrungen und Rückschläge, die euch das Leben schwer machen.
Und dann kommt endlich der Erfolg.
Den will man dann auch richtig auskosten, oder? Man hat es sich immerhin verdient!
Das stimmt schon. Aber leider ist das auch der Punkt, an dem die Dinge verdammt schiefgehen können.
Es ist eine Sache, den Erfolg zu feiern. Es ist eine andere Sache, sich von ihm einnehmen zu lassen und die Kontrolle zu verlieren.
Jeder Gründer muss lernen, mit Erfolg und Geld umzugehen und sich nicht von ihnen einnehmen zu lassen.
Darauf musst du achten
- Du solltest bestenfalls schon jetzt einen erfahrenen Coach oder Mentor an deiner Seite haben, dem du vertraust. Höre auf ihn, wenn die Umsätze steigen. Spätestens, wenn der Erfolg kommt und die Kosten für einen Mentor sowieso kein Problem mehr sind, solltest du dir unbedingt Unterstützung holen.
- Sei offen für Mahnung und Kritik durch Familie, Freunde und deinen Mentor.
- Widerstehe dem Drang, dich in deiner neuen Popularität zu verlieren.
- Leiste dir nicht alles auf einmal, sondern verteile deine Wünsche über die Zeit und binde sie an Erfolge im Startup (z.B. an größere Aufträge, Quartalszahlen oder einen Exit).
Das Gründerteam
Ein häufiges Problem sind Unstimmigkeiten zwischen den Geschäftspartnern.
Das kann zum Beispiel dein Mitgründer oder deine Mitgründerin sein, aber auch ein Geschäftspartner, mit dem du gemeinsam auf ein Ziel hinarbeitest.
Deine Mitgründer und Mitgründerinnen kennst du bestenfalls schon etwas länger persönlich und ihr habt, z.B. im Studium oder in der Freizeit bereits an Projekten zusammen gearbeitet. Freundschaftliche Sympathie ist gut, aber für die Existenzgründung braucht es darüber hinaus deutlich mehr Schnittmengen.
Wie reagiert die Person unter Stress? Wie harmoniert man nach einem 12-Stunden Arbeitstag miteinander? Hat man die gleiche Vorstellung davon, wohin sich das Unternehmen entwickeln soll? Ist jeder bereit, die selbe Menge an Zeit und Energie zu investieren?
Diese Dinge können im gelebten Startup-Alltag schnell zu Konflikten führen, die man nicht immer lösen kann.
Andererseits sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass eine gemeinsame Leidenschaft für ein Thema auch bedeutet, dass man sich gut verstehen wird. Konflikte gehören, wie in jeder anderen Firma, dazu und sind völlig normal. Entscheidend ist, wie man die Konflikte löst.
Darauf musst du achten
- Nehmt euch genug Zeit vor der Gründung miteinander zu reden. Klärt Erwartungshaltungen und Wünsche, euren Umgang mit Stress und redet über Konflikte. Das ist recht aufwendig, aber ihr lernt euch so besser kennen und verstehen.
- Redet auch darüber, wie ihr damit umgeht, wenn jemand das Startup verlassen möchte.
Die Beziehung
Der Mensch, der uns am nähesten steht ist in der Regel unser Partner oder unsere Partnerin.
Eine gut funktionierende Beziehung ist aus einer Vielzahl von Gründen ein großer Gewinn für dich als Gründer. Gleichzeitig kann genau diese Beziehung, wenn sie scheitert, auch das Ende für dein Startup bedeuten.
Eine Trennung muss immer verarbeitet werden. Das kann sich, je nach Art und Intensität der Trennung, sehr lange hinziehen. Selbst als Angestellter ist es dann eine Herausforderung, weiter im Alltag zu funktionieren und nicht umsonst fallen Mitarbeiter deshalb auch mal aus. Um so schwieriger wird es im Startup, das eigentlich deine gesamte Aufmerksamkeit und Kraft benötigt.
Immer wieder verlieren Gründerinnen und Gründer alles, weil sie nach einer gescheiterten Beziehung zu lange ausfallen. Ein oft unterschätztes Risiko!
Darauf musst du achten
- Achte gut darauf, trotz Gründung deine Beziehung nicht zu vernachlässigen!
Ja, Familie und Freunde müssen vielleicht mal eine Zeit lang auf dich verzichten. Das gilt nicht für deine Partnerin oder deinen Partner. Nimm dir unbedingt Zeit und investiere weiter in deine Beziehung. Du profitierst nicht nur persönlich davon, sondern auch im Business. - Teile deinen Arbeitsalltag mit deinem Partner. Es ist leichter zu verstehen, warum du wieder länger bei der Arbeit warst, wenn man den Grund dafür kennt und es einordnen kann.
- Hol deinen Partner noch vor der Gründung ab. Bereite sie oder ihn auf Entbehrungen vor und versuche ihn dafür zu gewinnen. Ein Partner, der sich als Teil des Startups fühlt und hinter der Mission steht, ist verständnisvoller und offener für die unangenehmen Seiten des Gründerlebens. Und wird dann auch die angenehmen Seiten zu schätzen wissen, wenn sie dann kommen!