Allgäu Digital – Die Gründerszene im Allgäu

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Albert Schmidt

Jan 21, 2021

Kennst du schon...

Das Allgäu ist nicht nur einer der schönsten Orte in Deutschland, um die Seele baumeln zu lassen. Längst hat sich hier eine lebendige Startup Szene entwickelt! In Kempten leitet Antonia Widmer das digitale Gründerzentrum Allgäu Digital, das mittlerweile auch über die Berge und Hügel hinaus bekannt ist. Zuletzt machte auch der Allgäu Digital Podcast von sich reden. Für Interessierte der digitalen Transformation ist der Podcast definitiv ein Geheimtipp!

Wir haben mit Antonia Widmer über die Vorzüge des Gründens im Allgäu gesprochen und uns erklären lassen, wie sie die Zusammenarbeit zwischen Mittelstand und Startups fördert.

Enjoy!

„Allgäu Digital“ hört sich erstmal sehr nach IT an. Gibt es auch Startups aus anderen Bereichen oder haben Sie diesen Schwerpunkt bewusst gewählt?

Wir haben, als vom bayrischen Wirtschaftsministerium gefördertes Gründerzentrum, ganz klar einen digitalen Fokus. Das heißt: die Startups, die sich bei uns um einen Arbeitsplatz und die Netzwerkaktivitäten bewerben, müssen ein digitales Geschäftsmodell aufweisen. Nichtsdestotrotz haben wir auch die gesamte Gründerregion im Auge, da viele unserer Veranstaltungen sowohl für digitale Geschäftsmodelle, als auch für analoge gelten. Uns ist es wichtig, die gesamte Startup und Gründer.innen-Community im Blick zu haben und zu fördern.  So wird es auch in diesem Jahr wieder ein „Startup Basislager“ geben; eine virtuelle Workshop Reihe, die sich mit den allgemeinen Herausforderungen rund um Gründung beschäftigt.

Wir haben uns über die Jahre ein Beratungsnetzwerk aus regionalen Expert.innen aufgebaut, die die Startups aus der Allgäu Digital Community begleiten. Auch die Allgäuer Gründerbühne, die dieses Jahr bereits das 8. Mal stattfinden wird, ist offen für alle interessieren Gründer.innen mit einer spannenden Idee. Allerdings haben wir vor allem durch die vergangenen Monate gesehen, wie viel Potenzial in der Digitalisierung von Geschäftsmodellen steckt und daher denke ich, dass der digitale Fokus auf alle Fälle sinnvoll ist. Den Innovationen, die wir momentan sehen, liegen selten rein analoge Ideen zugrunde.

In Schwaben haben wir generell die Herausforderung, dass Startups Schwierigkeiten haben in eine Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen zu kommen. Wie sind da Ihre Erfahrungen und wie unterstützen Sie Startups diesbezüglich?

Wir haben in unserem Netzwerk starke Unternehmenspartner, die dediziert an der Verknüpfung mit Startups interessiert sind. Diese Kontakte stellen wir dann schnell und unbürokratisch her. Das ist sehr wertvoll, wenn es z.B. um Beta Testing oder die Erlangung der Marktreife geht. Manchmal aber auch nur, um die Frage zu klären, ob es für diese Idee überhaupt einen Markt gibt.
Allerdings ist ein Thema, mit dem wir kämpfen, die Tatsache, dass wir nicht immer den perfekten Match zwischen Startup und Unternehmen haben. Zum Beispiel ist eine Softwareentwicklung für medizinische Verwaltung nicht wirklich sinnvoll für ein Logistikunternehmen oder ähnliches. Wir müssen also kontinuierlich unsere „Antennen auf Empfang haben“, um einen Mehrwert zu schaffen. Das bedeutet, wir müssen den Ökosystem-Gedanken leben und pflegen und kreativ und offen an dem Netzwerk arbeiten. Denn vielleicht gibt es ja in einem anderen Netzwerk ein Startup, das perfekt zu einem Unternehmen in unserem Dunstkreis passen würde? Oder eben außerhalb unserer Grenzen ein Unternehmen, das für eines unserer Startups ein guter Partner wäre.

Das ist sozusagen unser „Purpose“ bei Allgäu Digital. Wir wollen Startups in der Region fördern, wir wollen regionale Wertschöpfung fördern. Das geht nur miteinander. Diese Offenheit müssen wir gerade im ländlichen Raum noch besser leben.

Womit beschäftigen sich die Startups im Allgäu im Allgemeinen?

Wir haben Startups aus den Bereichen Batteriespeichertechnologie, autonomes Fahren, Smart Farming, digitale Videoproduktion, B2B Verwaltungssoftware, CO2 positive Lebensmittel, Serious Games und Künstliche Intelligenz. Ein bunter Strauß an Ideen also, der sich ständig weiter entwickelt.

Welches Startup aus Ihrem Ökosystem hat in letzter Zeit am meisten von sich Reden gemacht?

Das finde ich schwierig zu beantworten, weil sie in unterschiedlichen Entwicklungsstadien sind bzw. teilweise sehr eng eingegrenzte Märkte bedienen. Dynamic Video z.B. hat mit ihrer App zur Videoproduktion „mozaik“ viel Aufmerksamkeit bekommen, aber auch unser Smartfarming Startup Allägu Automation ist sehr erfolgreich.
Im Moment sitzen bei uns andere Gründer an Ideen, die dasselbe Potential haben, aber eben noch nicht Marktreife haben. Das kann aber in 3 Monaten schon anders aussehen und sie erleben einen Durchbruch. Die Dynamik ist hier sehr hoch und die Geschwindigkeit auch.

In welchem jungen Startup sehen Sie großes Potential?

In allen: wir nehmen nur die Startups auf, bei denen wir das Potential sehen zu wachsen, die Innovation in der Region voranzutreiben und innerhalb des Ökosystems Dynamik hervorrufen. Disruption ist nicht immer negativ 😊

Beim Allgäu denkt man nicht sofort an eine Gründerregion. Welche Vorteile hat das Allgäu für Startups?

Die Region bietet einen großen Vorteil durch die Work-Life-Balance. Mit den Bergen vor der Haustür gelingt hier die, in meinen Augen, perfekte Mischung zwischen analog und digital.
Kreativität und Ideen entstehen dann, wenn wir zur Ruhe kommen. Das geht nirgendwo besser, als wenn man den Blick auch mal über den eigenen Schreibtisch hebt und z.B. auf einen Berg wandert oder auf die Ski steigt. Das inspiriert, das gibt Kraft und das motiviert. Zusätzlich sind die Lebenshaltungskosten hier auch noch etwas geringer als in den Ballungsräumen. Aber auch industriell ist die Region ausgezeichnet aufgestellt: starke mittelständische Betriebe, Großkonzerne mit Niederlassungen, das zieht Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen an. Genau das, was ein Ökosystem eben braucht.

Und zum Schluss: Verraten Sie uns Ihr Lieblingsrestaurant in Kempten?

Je nach Appetit und Tageszeit: für regionale Küche ist die Weinstube Hensler für mich ein absolutes Juwel: kleine Speisekarte, ausgezeichnete Weine. Aber Kempten hat auch gute indische, asiatische und italienische Küche. Den Nachmittagsespresso trinke ich gerne im Caffé Roma. Für das Glas Wein nach der Arbeit und einen Snack mit Freunden ist das M&M perfekt.

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