Scantinel Photonics: LiDAR Startup aus Ulm auf Erfolgskurs

Albert Schmidt

Nov 1, 2021

Kennst du schon...

Selbstfahrende Autos. Für die meisten klingt das vermutlich wie die Vision aus einer fernen Zukunft.
Tatsächlich gehen Experten aus der Industrie davon aus, dass sie in nicht allzu ferner Zeit zu unserem Alltag gehören werden. Die Forschung und Entwicklung zu diesem Thema läuft bereits jetzt auf Hochtouren und auch Startups arbeiten daran, diese Technologie auf die Straße zu bringen. Ein wichtiger Baustein dafür ist die LiDAR Technologie.
Eines dieser Startups kommt aus Ulm und geht gerade richtig auf Erfolgskurs: Scantinel Photonics.

 

Seit 2019 wird hier die Sensorik entwickelt, die in selbstfahrenden Autos zum Einsatz kommt: Sog. FMCW-LiDAR Technologie sorgt dafür, dass Objekte in bis zu 300 Metern Entfernung auch unter schwierigen Umgebungsbedingungen wie Nebel, Schnee und Regen oder extremen Gegenlicht erkannt werden können. Autos, Robotaxis und unbemannte Industriefahrzeuge können also auf Basis des Scantinel Sensors „sehen“ und reagieren.
Diese Technologie gilt als Game Changer und ist eine Schlüsselkomponente im Bereich des autonomen Fahrens.
Experten gehen davon, dass diese Technologie der Standard der Zukunft sein wird.
An die Idee glaubt aber offensichtlich nicht nur das gesamte Scantinel Team, welches mittlerweile auf fast 30 Mitarbeiter angewachsen ist. Zeiss Ventures und Scania Growth Capital sind zwischenzeitlich mit an Bord und sorgen für das nötige Kapital.
Und im nächsten Jahr steht eine weitere Finanzierungsrunde an. Scantinel wünscht sich natürlich auch Investoren aus Baden-Württemberg dafür zu gewinnen.
Über diese spannende Story wollen wir mehr wissen!
Michael Richter, kaufmännischer Geschäftsführer von Scantinel, beantwortet uns dazu gerne ein paar Fragen.

Die Scantinel Photonics LiDAR Technologie bildet ein digitales Abbild der Umwelt

 

Michael, wie kam es zu der Entscheidung, am Standort Ulm zu gründen?

Ulm hat sich als Innovationsstandort einen guten Namen gemacht und bietet gute
wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Startups wie Scantinel. Dazu liegt die Stadt verkehrstechnisch sehr zentral zu den weltweit führenden Automobilherstellern und Zulieferern. Die regionale Nähe zu Zeiss hat auch eine Rolle bei der Standortwahl gespielt.

Was macht Scantinel besser als andere Anbieter von LiDAR Technologie?

LiDAR gilt als Schlüsseltechnologie für die Sicherheit des autonomes Fahrens.
Scantinel bietet eine einzigartige FMCW-LiDAR-Technologie, die auf einer Kombination von
photonischem Halbleiter und einem optischen Linsensystem basiert. Wir befinden uns heute in einem Wettrennen, wer als erster ein für die Automobilindustrie taugliches
Massenprodukt zum attraktiven Preis anbieten kann. Mit unserer hochintegrierten Lösung
haben wir dazu ein erstklassiges Produkt in der Entwicklung.

Deine Einschätzung: wann werden wir die ersten, regulär zugelassenen selbstfahrenden
Autos auf den Straßen sehen?

Deutschland hat als eines der ersten Länder ein neues Gesetz zum autonomen Fahren
verabschiedet. Mit dem rechtlichen Rahmen ist demnach die Grundvoraussetzung für
autonomes Fahren geschaffen. Ab 2022 sind fahrerlose Kraftfahrzeuge auf bestimmten
Strecken in Deutschland erlaubt. Daneben sind die USA und China auch sehr aktiv in der
Entwicklung von autonomen Fahrzeugen.

Für die Industrie ist der Usecase verständlich. Was aber darf der „normale“ Autofahrer von
dieser Technologie erwarten?

Zuallererst geht es um verbesserte Sicherheit. Das gilt nicht nur für das autonome
Fahren. Auf Basis unserer Sensorik können Fahrerassistenzsysteme weiter sehen und
somit früher reagieren.
Das heißt, Autos erkennen Objekte auf der Straße bei schlechter Sicht besser und früher. So werden etwa Auffahrunfälle vermieden, um nur ein Beispiel zu nennen. Aber natürlich ist die Fähigkeit eines Systems, seine Umwelt zu erkennen und einschätzen zu können, Grundvoraussetzung für autonomes Fahren. Und FMCW – LiDAR ist der Gold-Standard der Zukunft. Da sind sich alle Experten weltweit einig. Ohne diese LiDAR Technologie wird es keine  Selbstfahrenden Autos geben.

Venture Capital ist für Startups ein Dauerthema. Welchen Tipp würden Sie einem
Gründerteam geben, das aktuell auf der Suche nach Risikokapital ist?

Unser Erfolg beruht auf einem Team von sehr qualifizierten und erfahrenen Ingenieuren, die
mit ihrer Expertise und Leidenschaft ein ausgereiftes Produkt entwickeln. Um sich in einem
umkämpften Wachstumsmarkt zu positionieren, braucht es neben einer zukunftweisenden
Technologie erfahrene, gut vernetzte Manager und die richtigen Partner.

Welche eine Sache fordert Sie als Team aktuell am meisten heraus?

Wir agieren global und viele internationale Player erkennen das Potential unserer FMCWLiDAR-Technologie. Unsere Technologie zeitnah zur Marktreife zu führen, fordert uns als
Team. Und, wir sind – genauso wie die gesamte Automobilindustrie – von den
Lieferengpässen in der Halbleiterindustrie betroffen.

Und zum Schluss: wo trinkt Michael Richter in Ulm am liebsten seinen Kaffee?

Unsere Kaffeemaschine ist bei den Mitarbeitern und Kunden sehr beliebt. Und im Sommer
trinke ich die Scantinel Hausmarke am liebsten auf unserer Terrasse. Gerne gehe ich auch
mal auf den Münsterplatz und dann zieht es mich regelmäßig zu Starbucks.

Zurück zur Startseite

Diese Startups könnten dich auch interessieren