HKK Bionics: bionische Handprothese gibt Menschen Freiheit zurück

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Albert Schmidt

Sep 18, 2020

Kennst du schon...

Als High-Tech machte das Startup HKK Bionics aus Ulm

zuletzt 2019 von sich reden, als es den Cyberone Hightech Award gewann. Seitdem ist viel passiert. Vor kurzem hat  die erste Entwicklung von HKK Bionics die Marktreife erreicht: die „exomotion hand one“. Grund genug, uns mit einem der Gründer, Dominik Hepp, mal über sein Startup zu unterhalten.

Das Unternehmen hat eine bionische Handorthese entwickelt, die Menschen mit gelähmten Händen einen Teil ihrer Motorik zurückgibt und ihnen so hilft, wieder ganz alltägliche Dinge zu tun: etwas zu heben, zum Beispiel.
Hier übrigens der Unterschied zwischen einer Prothese und einer Orthese für alle, die den Begriff vorher noch nie gehört haben (mich eingeschlossen):
Eine Prothese ersetzt den Körperteil, eine Orthese wird auf den noch vorhandenen Körperteil aufgesetzt und unterstützt ihn.

Der Patient schlüpft mit seiner Hand also in die exomotion hinein, welche dann für die Handbewegung sorgt. Was sich einfach anhört ist bei näherer Betrachtung ein komplexes Zusammenspiel technischer Komponenten, z.B. des Antriebs und der künstlichen Sehnen.
Möglich macht dies ein Sensor, der auf der Haut des Patienten angebracht ist und die empfangenen Signale des darunter liegenden Muskels in Bewegungen umsetzt. Angetrieben wird der Handschuh von einer Batterie, die der Nutzer bei sich führt.

Die exomotion hat also ein großes Potential, das Leben vieler Menschen mit Einschränkung zu erleichtern. Oder wie HKK Bionics es ausdrückt: „Bewegung ist Freiheit“.

Aktuell (August 2020) führt das Startup Gespräche mit potentiellen Kunden. Dazu gehören hauptsächlich Sanitätshäuser, die direkt mit den Patienten arbeiten. Diese bestellen dann den Bausatz und passen den Handschuh individuell an den gelähmten Arm an.
Die aktuelle Herausforderung ist, so Geschäftsführer Dominik Hepp, die Krankenkassen von der Idee zu überzeugen. Diese werden letztendlich ja für die Kosten aufkommen.

Dominik, wie kommt man dazu eine bionische Orthese zu entwickeln?

„Ich hatte vor vielen Jahren einen schweren Unfall, der mich für ein paar Monate an den Rollstuhl fesselte. Da habe ich selbst erfahren dürfen wie es ist, sich nicht mehr wie gewohnt bewegen zu können. Das war jetzt nicht die Grundlage meiner Entscheidung, aber es hat definitiv eine Rolle gespielt.“

Erzähl mir ein wenig über eure Gründung

Wir haben uns ganz klassisch an der Technischen Hochschule Ulm kennengelernt und von dort aus gegründet. In den ersten Monaten und in der Entwicklungsphase hat das EXIST Gründerstipendium für unser täglich Brot gesorgt. Wir konnten dann Büros in den Räumen der TFU im Science Park 2 mieten, wo wir bis Ende 2019 gearbeitet haben. Seit Anfang 2020 sind wir in den neuen Büros in der Wilhelmsburg.

Wie war der Lockdown für euch?

Wir arbeiten mit Risikopatienten und hatten in der Zeit natürlich keine Chance in bestimmten Themen weiterzukommen. Wir haben deshalb unsere Zeit genutzt um unsere digitale Infrastruktur besser aufzustellen und z.B. Microsoft Teams noch intensiver zu nutzen.
Die Folgen von Corona sehen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Natürlich belastet uns die Pandemie als Unternehmen. Auf der anderen Seite ist die Bereitschaft deutlich gestiegen, digitale Tools einzusetzen. Ich muss nicht mehr 1000 km durch Deutschland fahren, um unser Produkt kurz vorzustellen.

Wo kann man die exomotion in Ulm bekommen?

Das Sanitätshaus Häussler arbeitet mit uns zusammen.

Wie funktioniert die Produktion eines solchen High-Tech Produkts?

Die Einzelkomponenten kommen zum Großteil von Produzenten in Süddeutschland und werden in unserer Montage vor Ort zusammengebaut. Uns ist die hohe Qualität und Langlebigkeit des Handschuhs besonders wichtig, deshalb bestellen wir die einzelnen Elemente in Deutschland. Ich lege auch Wert darauf die Lieferanten zu kennen und die Möglichkeit zu haben, mal hinzufahren. Fast alle unsere Lieferanten kennen mich persönlich. Und damit sind wir Made in Germany.

Zum Abschluss: dein Lieblingsrestaurant in Ulm?

Am liebsten Essen gehe ich in Ulm in der Creperie Kornhäusle. Regionale Zutaten und Bio – einfach lecker.

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