Insekten zum Kochen und Essen
Dem Einen treiben sie die Schweißperlen auf die Stirn, für andere sind sie eine Delikatesse: Insekten.
In Schnürpflingen züchten Michael Bullmer und Marco Schebesta mit ihrem Team Insekten für den menschlichen Verzehr heran. Nach der Aufzucht werden die Insekten zu Insektenmehl oder zu Snacks verarbeitet und über die den eigenen Shop Catch Your Bug zum Kauf angeboten.
Sie gehören dabei zu den Pionieren einer im Westen neuen Form der Nahrungsmittelerzeugung. Nur sehr wenige Gründer beschäftigen sich aktuell mit diesem eigentlich zukunftsträchtigen Thema. Dazu gehört zum Beispiel auch Frank Thelen, der mit seinem Freigeist Capital an einem Unternehmen beteiligt ist, das ebenfalls mit Insekten arbeitet.
Wir wollten uns das näher anschauen und haben dazu mit Marco gesprochen. Viel Spaß mit der Story!
Marco, auf deiner Reise durch Asien hast du zum ersten mal Insekten gegessen. Seither beschäftigst du dich beruflich damit. Anfang 2020 hast du Catch Your Bug gegründet. Was ist seither passiert?
Als ich zum ersten Mal Insekten probieren durfte war ich positiv über die verschiedenen Geschmacksrichtungen der einzelnen Arten überrascht.
Jede Art hat Ihre Besonderheiten hinsichtlich Aroma, der Sensorik und dem Nährstoffprofil.
Wir haben uns vor allem aufgrund des tollen Geschmacks und der Nährwerte für die Heimchen, Mehlwürmer und Wanderheuschrecken entschieden und züchten diese seither.
Die Nachfrage war anfangs etwas zurückhaltend, mittlerweile haben wir hier aber ein gutes Niveau erreicht, das weiter steigt. Das Feedback der Kunden, was uns gerade jetzt am Anfang sehr wichtig ist, war bisher durchweg positiv. Daher sind wir überzeugt den richtigen Weg eingeschlagen zu haben und blicken zuversichtlich in die Zukunft.
Wir haben erst kürzlich aufgrund zahlreicher Anfragen seitens der Kunden gewürzte Insekten-Snacks zum Portfolio hinzugefügt, die den Einstieg in den Verzehr der Insekten erleichtern sollen. In den nächsten Monaten werden wir auch weitere Produkte mit verarbeiteten Insekten anbieten.
Wir versuchen durch ein attraktives und vielseitiges Produktportfolio für das nachhaltige und zukunftsträchtige Thema zu begeistern.
Eine Gründung im Coronajahr ist sicher kein Sonntagsspatziergang. Was hat das mit euch gemacht und wie geht ihr damit um?
Tatsächlich sind sämtliche Messeauftritte und andere Events abgesagt worden, die wiederrum gerade zu Beginn einer Unternehmensgründung wichtig sind um wahrgenommen zu werden. Zudem sind Kunden aus der Gastronomie- und Hotelleriebranche aktuell eher zurückhaltend, wodurch hier ein wichtiger Absatzkanal wegfällt.
Wir konnten jedoch glücklicherweise von einer stark gestiegenen Nachfrage im E-Commerce profitieren und haben unter anderem an Onlineevents teilgenommen, um auf uns aufmerksam zu machen.
Dadurch haben wir diese Phase bisher gut überstanden, hoffen aber natürlich trotzdem, bald auch auf Messen Auftreten zu können, um den Menschen das Thema näher zu bringen.
Was ist aktuell eure größte Herausforderung?
Es ist äußerst schwierig gegen die Vorurteile in der Bevölkerung anzukämpfen und ein Umdenken zu bewirken. Daher würde ich die Aufklärung über die ernährungsphysiologischen und ökologischen Vorteile des Verzehrs von Insekten als größte Herausforderung bezeichnen.
Ihr züchtet eure Insekten ja im Ulmer Raum. Wie kann ich mir so eine Insektenzucht vorstellen?
Man kann sich die Insektenzucht als hocheffiziente Produktionsstätte vorstellen.
Es ist faszinierend zu sehen wie schnell die Insekten ihr Futter verwerten, wie wenig Platz für die artgerechte Aufzucht benötigt wird und in welch kurzer Zeit sich die Insekten vermehren.
Man kann auf Anfragen unheimlich schnell reagieren und die Produktionsmenge in relativ kurzer Zeit um ein Vielfaches erhöhen.
Insekten als Nahrung zu sich zu nehmen wird auch im Westen immer beliebter. Trotzdem ist man hierzulande noch zurückhaltend. Wie reagieren Freunde und Familie, wenn jetzt regelmäßig Heuschrecken auf den Tisch kommen?
Im Freundeskreis kam die Idee Speiseinsekten zu züchten und diese in den Speiseplan zu integrieren erstaunlich gut an. Ich habe die Insekten immer wieder in gewürzter Form zu Spieleabenden oder zum Sport mitgebracht und das Feedback war sehr positiv.
Die Familie war von der Idee Speiseinsekten zu züchten ebenfalls sehr angetan, jedoch hat es eine gewisse Zeit gedauert, bis dann auch wirklich mal probiert wurde.
Mittlerweile werden bei uns die Mehle regelmäßig verschiedenen Gerichten beigemischt, weil sie diese eben sowohl geschmacklich wie auch hinsichtlich der Nährstoffe aufwerten.
Und zum Abschluss: deine Lieblingsbar in Ulm?
Mir gefällt es mich immer wieder in anderen Locations aufzuhalten und dank der hohen Dichte an Bars findet man in Ulm immer neue Orte, die einem gefallen.
Ich würde jedoch die Kulisse als meinen aktuellen Favoriten bezeichnen.